DAS URANTIA BUCH - Schrift 134
Die Übergangsjahre



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DAS URANTIA BUCH   

Teil IV. Das Leben und die Lehren Jesu



   Schrift 134
Die Übergangsjahre

Paper 134
The Transition Years

    WÄHREND der Mittelmeerreise hatte Jesus die Leute, denen er begegnete, und die Länder, durch die er kam, aufmerksam studiert, und ungefähr um diese Zeit gelangte er zur endgültigen Entscheidung für den Rest seines Erdenlebens. Er hatte den Plan, der vorsah, dass er in Palästina von jüdischen Eltern geboren würde, genauestens überdacht und ihm nun endgültig zugestimmt, und deshalb kehrte er ganz bewusst nach Galiläa zurück, um hier den Beginn seines Lebenswerks als öffentlicher Lehrer der Wahrheit abzuwarten. Er ging daran, Pläne für ein öffentliches Wirken im Lande des Volkes seines Vaters Joseph zu entwerfen, und er tat dies aus seinem eigenen freien Willen.
134:0.1 (1483.1) DURING the Mediterranean journey Jesus had carefully studied the people he met and the countries through which he passed, and at about this time he reached his final decision as to the remainder of his life on earth. He had fully considered and now finally approved the plan which provided that he be born of Jewish parents in Palestine, and he therefore deliberately returned to Galilee to await the beginning of his lifework as a public teacher of truth; he began to lay plans for a public career in the land of his father Joseph’s people, and he did this of his own free will.
    Durch persönliche und menschliche Erfahrung hatte Jesus herausgefunden, dass Palästina in der ganzen römischen Welt für die restlichen Kapitel und die Darstellung der Schlussszenen seines irdischen Lebens der geeigneteste Ort war. Es war das erste Mal, dass ihn der Plan voll befriedigte, seine wahre Natur zu offenbaren und seine göttliche Identität vor den Juden und Heiden seines heimatlichen Palästinas aufzudecken. Er entschied endgültig, sein Erdenleben in demselben Land, in dem er seine menschliche Erfahrung als hilfloser Säugling begonnen hatte, zu beschließen und daselbst seinen irdischen Lebensweg abzurunden. Sein Werdegang auf Urantia hatte unter den Juden in Palästina begonnen, und er beschloss, ihn in Palästina und unter den Juden zu beenden.
134:0.2 (1483.2) Jesus had found out through personal and human experience that Palestine was the best place in all the Roman world wherein to set forth the closing chapters, and to enact the final scenes, of his life on earth. For the first time he became fully satisfied with the program of openly manifesting his true nature and of revealing his divine identity among the Jews and gentiles of his native Palestine. He definitely decided to finish his life on earth and to complete his career of mortal existence in the same land in which he entered the human experience as a helpless babe. His Urantia career began among the Jews in Palestine, and he chose to terminate his life in Palestine and among the Jews.

1. Das dreißigste Jahr (24 n. Chr.)

1. The Thirtieth Year (A.D. 24)

    Nach seinem Abschied von Gonod und Ganid in Charax (im Dezember des Jahres 23 n. Chr.) kehrte Jesus über Ur nach Babylon zurück, wo er sich einer Wüstenkarawane anschloss, die nach Damaskus unterwegs war. Von Damaskus ging er nach Nazareth und machte nur wenige Stunden in Kapernaum Halt, um die Familie des Zebedäus kurz zu besuchen. Er traf dort auf seinen Bruder Jakobus, der einige Zeit zuvor herübergekommen war, um an Jesu Stelle in der Bootswerkstatt des Zebedäus zu arbeiten. Nachdem er mit Jakobus und Jude (der sich zufälligerweise ebenfalls in Kapernaum aufhielt) gesprochen und das kleine Haus, das Johannes Zebedäus hatte kaufen können, auf seinen Bruder Jakobus übertragen hatte, ging Jesus weiter nach Nazareth.
134:1.1 (1483.3) After taking leave of Gonod and Ganid at Charax (in December of A.D. 23), Jesus returned by way of Ur to Babylon, where he joined a desert caravan that was on its way to Damascus. From Damascus he went to Nazareth, stopping only a few hours at Capernaum, where he paused to call on Zebedee’s family. There he met his brother James, who had sometime previously come over to work in his place in Zebedee’s boatshop. After talking with James and Jude (who also chanced to be in Capernaum) and after turning over to his brother James the little house which John Zebedee had managed to buy, Jesus went on to Nazareth.
    Am Ende seiner Mittelmeerreise hatte Jesus genug Geld empfangen, um seinen Lebensunterhalt fast bis zum Beginn seines öffentlichen Wirkens zu bestreiten. Aber außer Zebedäus von Kapernaum und den Menschen, denen er während dieser außerordentlichen Reise begegnet war, hat die Welt nie etwas von dieser Unternehmung erfahren. Seine Familie glaubte immer, er habe diese Zeit mit Studien in Alexandria verbracht. Weder bestätigte Jesus diese Annahme, noch bestritt er solche Missverständnisse offen.
134:1.2 (1483.4) At the end of his Mediterranean journey Jesus had received sufficient money to meet his living expenses almost up to the time of the beginning of his public ministry. But aside from Zebedee of Capernaum and the people whom he met on this extraordinary trip, the world never knew that he made this journey. His family always believed that he spent this time in study at Alexandria. Jesus never confirmed these beliefs, neither did he make open denial of such misunderstandings.
    Während seines mehrwöchigen Aufenthalts in Nazareth besuchte Jesus seine Familie und Freunde und verbrachte einige Zeit mit seinem Bruder Joseph in der Reparaturwerkstatt, widmete seine Aufmerksamkeit aber hauptsächlich Maria und Ruth. Ruth war damals fast fünfzehn Jahre alt, und Jesus hatte zum ersten Mal, seit sie eine junge Frau geworden war, Gelegenheit, mit ihr eingehende Gespräche zu führen.
134:1.3 (1483.5) During his stay of a few weeks at Nazareth, Jesus visited with his family and friends, spent some time at the repair shop with his brother Joseph, but devoted most of his attention to Mary and Ruth. Ruth was then nearly fifteen years old, and this was Jesus’ first opportunity to have long talks with her since she had become a young woman.
    Sowohl Simon als auch Jude wollten seit geraumer Zeit heiraten, aber dies nicht ohne Jesu Einwilligung tun. Also hatten sie diese Ereignisse in der Hoffnung auf die Rückkehr ihres ältesten Bruders hinausgeschoben. Obwohl alle Jakobus in den meisten Angelegenheiten als Familienoberhaupt betrachteten, so wünschten sie doch den Segen Jesu, wenn es ums Heiraten ging. So feierten Simon und Jude in den frühen Märztagen dieses Jahres 24 n. Chr. eine Doppelhochzeit. Alle älteren Kinder waren nun verheiratet; nur Ruth, die Jüngste, blieb mit Maria zu Hause.
134:1.4 (1484.1) Both Simon and Jude had for some time wanted to get married, but they had disliked to do this without Jesus’ consent; accordingly they had postponed these events, hoping for their eldest brother’s return. Though they all regarded James as the head of the family in most matters, when it came to getting married, they wanted the blessing of Jesus. So Simon and Jude were married at a double wedding in early March of this year, A.D. 24. All the older children were now married; only Ruth, the youngest, remained at home with Mary.
    Jesus sprach mit den einzelnen Familienmitgliedern ganz normal und natürlich, aber wenn sie alle zusammen waren, hatte er so wenig zu sagen, dass sie unter sich darüber Bemerkungen machten. Vor allem Maria war von diesem ungewöhnlich seltsamen Betragen ihres erstgeborenen Sohnes beunruhigt.
134:1.5 (1484.2) Jesus visited with the individual members of his family quite normally and naturally, but when they were all together, he had so little to say that they remarked about it among themselves. Mary especially was disconcerted by this unusually peculiar behavior of her first-born son.
    Zu dem Zeitpunkt, da Jesus Anstalten machte, Nazareth zu verlassen, traf es sich, dass der Führer einer großen Karawane, die durch die Stadt zog, von einer heftigen Krankheit befallen wurde, und Jesus, vieler Sprachen mächtig, bot sich an, seinen Platz zu übernehmen. Da diese Reise seine Abwesenheit für ein Jahr notwendig machte, und da nun alle seine Geschwister verheiratet waren und seine Mutter mit Ruth zu Hause lebte, berief Jesus einen Familienrat ein und schlug vor, dass seine Mutter mit Ruth das Haus in Kapernaum beziehe, das er vor kurzem Jakobus übergeben hatte. Infolgedessen übersiedelten Maria und Ruth einige Tage, nachdem Jesus mit der Karawane fortgezogen war, nach Kapernaum, wo sie bis an Marias Lebensende das Haus bewohnten, für das Jesus vorgesorgt hatte. Joseph zog mit seiner Familie im alten Heim in Nazareth ein.
134:1.6 (1484.3) About the time Jesus was preparing to leave Nazareth, the conductor of a large caravan which was passing through the city was taken violently ill, and Jesus, being a linguist, volunteered to take his place. Since this trip would necessitate his absence for a year, and inasmuch as all his brothers were married and his mother was living at home with Ruth, Jesus called a family conference at which he proposed that his mother and Ruth go to Capernaum to live in the home which he had so recently given to James. Accordingly, a few days after Jesus left with the caravan, Mary and Ruth moved to Capernaum, where they lived for the rest of Mary’s life in the home that Jesus had provided. Joseph and his family moved into the old Nazareth home.
    Dieses Jahr war eines der eher ungewöhnlichen an inneren Erfahrungen des Menschensohnes. Er machte große Fortschritte bei der Erlangung einer funktionierenden Harmonie zwischen seinem menschlichen Verstand und dem ihm innewohnenden Justierer. Dieser hatte aktiv eine Reorganisation seines Denkens vorgenommen und seinen Verstand auf die in nicht ferner Zukunft liegenden großen Ereignisse vorbereitet. Jesu Persönlichkeit stellte sich auf einen großen Wandel in seiner Haltung gegenüber der Welt ein. Es handelte sich um eine Zwischenphase, eine Übergangszeit jenes Wesens, das sein Leben als Gott begann, welcher als Mensch erschien, und sich nun anschickte, seinen irdischen Lebensweg als Mensch zu vollenden, welcher als Gott erschien.
134:1.7 (1484.4) This was one of the more unusual years in the inner experience of the Son of Man; great progress was made in effecting working harmony between his human mind and the indwelling Adjuster. The Adjuster had been actively engaged in reorganizing the thinking and in rehearsing the mind for the great events which were in the not then distant future. The personality of Jesus was preparing for his great change in attitude toward the world. These were the in-between times, the transition stage of that being who began life as God appearing as man, and who was now making ready to complete his earth career as man appearing as God.

2. Die Karawanenreise zum Kaspischen Meer

2. The Caravan Trip to the Caspian

    Am 1. April des Jahres 24 n. Chr. verließ Jesus Nazareth mit der Karawane, die in die Gegend des Kaspischen Meeres zog. Die Karawane, der sich Jesus als Führer anschloss, reiste von Jerusalem über Damaskus und den Urmiasee in die südöstliche Gegend des Kaspischen Meeres und durchquerte dabei Assyrien, Medien und Parthien. Ein ganzes Jahr verstrich, bevor Jesus von dieser Reise zurückkehrte.
134:2.1 (1484.5) It was the first of April, A.D. 24, when Jesus left Nazareth on the caravan trip to the Caspian Sea region. The caravan which Jesus joined as its conductor was going from Jerusalem by way of Damascus and Lake Urmia through Assyria, Media, and Parthia to the southeastern Caspian Sea region. It was a full year before he returned from this journey.
    Für ihn war sie ein neues Abenteuer der Erkundung und des persönlichen liebevollen Einsatzes. Er machte mit seiner Karawanenfamilie — Reisenden, Bewachern und Kameltreibern — interessante Erfahrungen. Dutzende von Männern, Frauen und Kindern, die entlang der von der Karawane benutzten Route wohnten, hatten ein reicheres Leben als Folge ihres Kontaktes mit Jesus, der ihnen als außergewöhnlicher Führer einer alltäglichen Karawane erschien. Nicht alle, die seine persönliche Hinwendung erlebten, zogen Nutzen daraus, aber die meisten all jener, die ihm begegneten und mit ihm sprachen, wurden für den Rest ihrer Erdentage bessere Menschen.
134:2.2 (1484.6) For Jesus this caravan trip was another adventure of exploration and personal ministry. He had an interesting experience with his caravan family—passengers, guards, and camel drivers. Scores of men, women, and children residing along the route followed by the caravan lived richer lives as a result of their contact with Jesus, to them, the extraordinary conductor of a commonplace caravan. Not all who enjoyed these occasions of his personal ministry profited thereby, but the vast majority of those who met and talked with him were made better for the remainder of their natural lives.
    Von all seinen Fahrten durch die Welt brachte ihn diese Reise zum Kaspischen Meer dem Orient am nächsten und befähigte ihn, die fernöstlichen Völker besser zu verstehen. Er kam mit jeder der überlebenden Rassen Urantias, ausgenommen der roten, in engen und persönlichen Kontakt. Sein persönliches Wirken unter jeder von diesen verschiedenen Rassen und vermischten Völkerschaften machte ihm gleich große Freude, und alle waren sie empfänglich für die lebendige Wahrheit, die er ihnen brachte. Die Europäer des fernen Westens ebenso wie die Asiaten des fernen Ostens schenkten seinen Worten der Hoffnung und des ewigen Lebens Aufmerksamkeit und wurden gleichermaßen beeinflusst durch das Leben liebenden Dienstes und geistiger Zuwendung, das er so gütig unter ihnen lebte.
134:2.3 (1484.7) Of all his world travels this Caspian Sea trip carried Jesus nearest to the Orient and enabled him to gain a better understanding of the Far-Eastern peoples. He made intimate and personal contact with every one of the surviving races of Urantia excepting the red. He equally enjoyed his personal ministry to each of these varied races and blended peoples, and all of them were receptive to the living truth which he brought them. The Europeans from the Far West and the Asiatics from the Far East alike gave attention to his words of hope and eternal life and were equally influenced by the life of loving service and spiritual ministry which he so graciously lived among them.
    Die Karawanenreise war in jeder Hinsicht ein Erfolg. Sie war im Erdenleben Jesu eine höchst interessante Episode, war er doch während dieses Jahres in leitender Stellung tätig; denn er war für die ihm anvertrauten Sachgüter und das sichere Geleit der mit der Karawane Reisenden verantwortlich. Und er erfüllte seine mannigfaltigen Pflichten höchst zuverlässig, sachkundig und weise.
134:2.4 (1485.1) The caravan trip was successful in every way. This was a most interesting episode in the human life of Jesus, for he functioned during this year in an executive capacity, being responsible for the material intrusted to his charge and for the safe conduct of the travelers making up the caravan party. And he most faithfully, efficiently, and wisely discharged his multiple duties.
    Auf seiner Rückkehr von der kaspischen Gegend gab Jesus die Leitung der Karawane am Urmiasee ab, wo er sich etwas länger als zwei Wochen aufhielt. Er kehrte als Reisender mit einer späteren Karawane nach Damaskus zurück, wo die Eigentümer der Kamele ihn baten, in ihren Diensten zu bleiben. Jesus lehnte dieses Angebot ab und reiste mit dem Karawanenzug nach Kapernaum weiter, wo er am 1. April 25 n. Chr. ankam. Er betrachtete Nazareth nicht mehr als sein Zuhause. Das Heim von Jesus, Jakobus, Maria und Ruth war nun Kapernaum. Aber Jesus lebte nie wieder mit seiner Familie zusammen. Wenn er in Kapernaum war, wohnte er bei der Familie des Zebedäus.
134:2.5 (1485.2) On the return from the Caspian region, Jesus gave up the direction of the caravan at Lake Urmia, where he tarried for slightly over two weeks. He returned as a passenger with a later caravan to Damascus, where the owners of the camels besought him to remain in their service. Declining this offer, he journeyed on with the caravan train to Capernaum, arriving the first of April, A.D. 25. No longer did he regard Nazareth as his home. Capernaum had become the home of Jesus, James, Mary, and Ruth. But Jesus never again lived with his family; when in Capernaum he made his home with the Zebedees.

3. Die Vorlesungen in Urmia

3. The Urmia Lectures

    Unterwegs zum Kaspischen Meer hatte sich Jesus zur Ruhe und Erholung mehrere Tage in der alten persischen Stadt Urmia am westlichen Ufer des Urmiasees aufgehalten. Auf der größten einer Anzahl von Inseln in der Nähe Urmias und nicht weit von der Küste entfernt befand sich ein großes Gebäude — ein Amphitheater für Vorlesungen —, das dem „Geist der Religion“ gewidmet war. Der Bau war in der Tat ein Tempel der Religionsphilosophie.
134:3.1 (1485.3) On the way to the Caspian Sea, Jesus had stopped several days for rest and recuperation at the old Persian city of Urmia on the western shores of Lake Urmia. On the largest of a group of islands situated a short distance offshore near Urmia was located a large building—a lecture amphitheater—dedicated to the “spirit of religion.” This structure was really a temple of the philosophy of religions.
    Diesen Tempel der Religion hatten ein reicher Kaufmann und Bürger von Urmia und dessen drei Söhne erbaut. Er hieß Kymboyton und zählte zu seinen Vorfahren Abkömmlinge verschiedener Völker.
134:3.2 (1485.4) This temple of religion had been built by a wealthy merchant citizen of Urmia and his three sons. This man was Cymboyton, and he numbered among his ancestors many diverse peoples.
    In dieser Religionsschule begannen die Vorlesungen und Diskussionen an jedem Wochentag um zehn Uhr vormittags. Die Nachmittagssitzungen fingen um drei Uhr an, und die Abenddebatten wurden um acht eröffnet. Stets leiteten Kymboyton oder einer seiner drei Söhne diese Lehrgänge, Diskussionen und Debatten. Der Gründer dieser einzigartigen Religionsschule lebte und starb, ohne je seinen persönlichen religiösen Glauben erkennen zu lassen.
134:3.3 (1485.5) The lectures and discussions in this school of religion began at ten o’clock every morning in the week. The afternoon sessions started at three o’clock, and the evening debates opened at eight o’clock. Cymboyton or one of his three sons always presided at these sessions of teaching, discussion, and debate. The founder of this unique school of religions lived and died without ever revealing his personal religious beliefs.
    Mehrmals nahm Jesus an diesen Diskussionen teil, und bevor er Urmia verließ, kam Kymboyton mit ihm überein, auf seiner Rückreise vierzehn Tage bei ihnen zu verbringen und vierundzwanzig Vorlesungen über „die Bruderschaft der Menschen“ zu halten sowie zwölf Abendsitzungen zu leiten mit Fragen, Diskussionen und Debatten über seine Vorlesungen im Besonderen und die Bruderschaft der Menschen im Allgemeinen.
134:3.4 (1485.6) On several occasions Jesus participated in these discussions, and before he left Urmia, Cymboyton arranged with Jesus to sojourn with them for two weeks on his return trip and give twenty-four lectures on “The Brotherhood of Men,” and to conduct twelve evening sessions of questions, discussions, and debates on his lectures in particular and on the brotherhood of men in general.
    Getreu dieser Vereinbarung machte Jesus auf seinem Rückweg Zwischenstation und hielt die Vorlesungen. Das war der systematischste und formellste Unterricht, den Jesus je auf Urantia gab. Nie zuvor oder danach sagte er so viel über ein einzelnes Thema wie während dieser Vorlesungen und Diskussionen über die Bruderschaft der Menschen. In Wahrheit behandelten diese Vorlesungen „das Königreich Gottes“ und „die Königreiche der Menschen“.
134:3.5 (1485.7) In accordance with this arrangement, Jesus stopped off on the return trip and delivered these lectures. This was the most systematic and formal of all the Master’s teaching on Urantia. Never before or after did he say so much on one subject as was contained in these lectures and discussions on the brotherhood of men. In reality these lectures were on the “Kingdom of God” and the “Kingdoms of Men.”
    Mehr als dreißig Religionen und religiöse Kulte waren an der Fakultät dieses Tempels der Religionsphilosophie vertreten. Die Lehrer wurden von ihrer jeweiligen religiösen Gruppe ausgewählt, unterhalten und mit Vollmacht ausgestattet. Zu jener Zeit wirkten ungefähr fünfundsiebzig Lehrer an der Fakultät, und sie lebten in kleinen Häusern, die jeweils etwa zwölf Personen Unterkunft gewährten. Mit jedem Neumond wurden diese Gruppen durch das Los ausgewechselt. Intoleranz, Streitsucht oder jedes andere dem friedlichen Zusammenleben der Gemeinschaft abträgliche Verhalten hatte die sofortige und fristlose Entlassung des sich verfehlenden Lehrers zur Folge. Er wurde ohne Umschweife entlassen und an seiner Stelle unverzüglich ein bereitstehender Stellvertreter eingesetzt.
134:3.6 (1486.1) More than thirty religions and religious cults were represented on the faculty of this temple of religious philosophy. These teachers were chosen, supported, and fully accredited by their respective religious groups. At this time there were about seventy-five teachers on the faculty, and they lived in cottages each accommodating about a dozen persons. Every new moon these groups were changed by the casting of lots. Intolerance, a contentious spirit, or any other disposition to interfere with the smooth running of the community would bring about the prompt and summary dismissal of the offending teacher. He would be unceremoniously dismissed, and his alternate in waiting would be immediately installed in his place.
    Diese Lehrer der verschiedenen Religionen unternahmen große Anstrengungen, um zu zeigen, wie ähnlich ihre Religionen bezüglich der fundamentalen Dinge dieses Lebens und des nächsten waren. Es gab nur einen einzigen Grundsatz, der eingehalten werden musste, wenn man einen Sitz an dieser Fakultät erlangen wollte: Jeder Lehrer musste eine Religion vertreten, die Gott oder so etwas wie eine höchste Gottheit anerkannte. Es gab an der Fakultät fünf unabhängige Lehrer, die keine organisierte Religion vertraten, und als solch ein unabhängiger Lehrer erschien Jesus vor ihnen.
134:3.7 (1486.2) These teachers of the various religions made a great effort to show how similar their religions were in regard to the fundamental things of this life and the next. There was but one doctrine which had to be accepted in order to gain a seat on this faculty—every teacher must represent a religion which recognized God—some sort of supreme Deity. There were five independent teachers on the faculty who did not represent any organized religion, and it was as such an independent teacher that Jesus appeared before them.
    [Als wir Mittler zuerst eine Zusammenfassung von Jesu Unterweisungen in Urmia machten, kam es zwischen den Seraphim der Kirchen und den Seraphim des Fortschritts zu einer Meinungsverschiedenheit darüber, ob es weise sei, diese Lehren in die Offenbarung an Urantia mit einzubeziehen. Die in der Religion und den menschlichen Regierungen des zwanzigsten Jahrhunderts vorherrschenden Bedingungen unterscheiden sich so stark von jenen zur Zeit Jesu, dass es tatsächlich Schwierigkeiten bereitete, des Meisters Lehren in Urmia auf die Probleme des Königreichs Gottes und der Königreiche der Menschen zu übertragen, wie sich diese Weltfunktionen im zwanzigsten Jahrhundert darstellen. Es gelang uns nie, für die Lehren des Meisters eine Formulierung zu finden, die für beide seraphischen Gruppen der planetarischen Regierung zugleich annehmbar gewesen wäre. Schließlich ernannte der der Offenbarungskommission vorsitzende Melchisedek drei von uns, um unsere Sicht der den religiösen und politischen Bedingungen des zwanzigsten Jahrhunderts auf Urantia angepassten Lehren des Meisters in Urmia vorzubereiten. Also stellten wir drei sekundären Mittler eine derartige Adaptation der Lehren Jesu fertig und fassten seine Erklärungen so ab, wie wir sie auf die gegenwärtigen Weltverhältnisse anwenden würden. Wir präsentieren nun diese Erklärungen in der Form, wie sie nach der Überarbeitung durch den Melchisedek, den Vorsitzenden der Offenbarungskommission, vorliegen.]
134:3.8 (1486.3) [When we, the midwayers, first prepared the summary of Jesus’ teachings at Urmia, there arose a disagreement between the seraphim of the churches and the seraphim of progress as to the wisdom of including these teachings in the Urantia Revelation. Conditions of the twentieth century, prevailing in both religion and human governments, are so different from those prevailing in Jesus’ day that it was indeed difficult to adapt the Master’s teachings at Urmia to the problems of the kingdom of God and the kingdoms of men as these world functions are existent in the twentieth century. We were never able to formulate a statement of the Master’s teachings which was acceptable to both groups of these seraphim of planetary government. Finally, the Melchizedek chairman of the revelatory commission appointed a commission of three of our number to prepare our view of the Master’s Urmia teachings as adapted to twentieth-century religious and political conditions on Urantia. Accordingly, we three secondary midwayers completed such an adaptation of Jesus’ teachings, restating his pronouncements as we would apply them to present-day world conditions, and we now present these statements as they stand after having been edited by the Melchizedek chairman of the revelatory commission.]

4. Göttliche und menschliche Souveränität

4. Sovereignty—Divine and Human

    Die Bruderschaft der Menschen gründet auf der Vaterschaft Gottes. Die Familie Gottes entstammt der Liebe Gottes — Gott ist Liebe. Gott, der Vater liebt alle seine Kinder auf göttliche Weise.
134:4.1 (1486.4) The brotherhood of men is founded on the fatherhood of God. The family of God is derived from the love of God—God is love. God the Father divinely loves his children, all of them.
    Das Königreich des Himmels, die göttliche Regierung, gründet sich auf die Tatsache der göttlichen Souveränität — Gott ist Geist. Da Gott Geist ist, ist dieses Königreich geistiger Natur. Das Königreich des Himmels ist weder materiell noch lediglich intellektuell; es ist eine geistige Beziehung zwischen Gott und Mensch.
134:4.2 (1486.5) The kingdom of heaven, the divine government, is founded on the fact of divine sovereignty—God is spirit. Since God is spirit, this kingdom is spiritual. The kingdom of heaven is neither material nor merely intellectual; it is a spiritual relationship between God and man.
    Wenn verschiedene Religionen die geistige Souveränität Gottes, des Vaters anerkennen, werden alle diese Religionen untereinander in Frieden leben. Nur wenn eine Religion für sich in Anspruch nimmt, allen anderen irgendwie überlegen zu sein und über andere Religionen eine ausschließliche Autorität zu besitzen, wird sie sich anmaßen, ihnen gegenüber unduldsam zu sein, oder es wagen, Andersgläubige zu verfolgen.
134:4.3 (1486.6) If different religions recognize the spirit sovereignty of God the Father, then will all such religions remain at peace. Only when one religion assumes that it is in some way superior to all others, and that it possesses exclusive authority over other religions, will such a religion presume to be intolerant of other religions or dare to persecute other religious believers.
    Religiösen Frieden — Brüderlichkeit — kann es niemals geben, wenn nicht alle Religionen willens sind, jede kirchliche Autorität vollständig abzulegen und jeden Gedanken an geistige Souveränität völlig aufzugeben. Gott allein ist geistiger Souverän.
134:4.4 (1487.1) Religious peace—brotherhood—can never exist unless all religions are willing to completely divest themselves of all ecclesiastical authority and fully surrender all concept of spiritual sovereignty. God alone is spirit sovereign.
    Es kann keine Gleichheit unter den Religionen (religiöse Freiheit) ohne Religionskriege geben, solange nicht alle Religionen der Übertragung aller religiösen Souveränität auf eine übermenschliche Ebene, auf Gott selber, zustimmen.
134:4.5 (1487.2) You cannot have equality among religions (religious liberty) without having religious wars unless all religions consent to the transfer of all religious sovereignty to some superhuman level, to God himself.
    Das Königreich des Himmels in den Herzen der Menschen wird religiöse Einheit (nicht notwendigerweise Uniformität) schaffen, weil alle aus solchen Gläubigen zusammengesetzten religiösen Gruppen von jeder Vorstellung kirchlicher Autorität — religiöser Souveränität — frei sein werden.
134:4.6 (1487.3) The kingdom of heaven in the hearts of men will create religious unity (not necessarily uniformity) because any and all religious groups composed of such religious believers will be free from all notions of ecclesiastical authority—religious sovereignty.
    Gott ist Geist, und er schenkt ein Fragment seines geistigen Selbst, damit es das Menschenherz bewohne. Geistig betrachtet, sind alle Menschen gleich. Das Königreich des Himmels kennt keine Kasten, Klassen, sozialen Abstufungen und wirtschaftlichen Gruppierungen. Ihr seid alle Brüder.
134:4.7 (1487.4) God is spirit, and God gives a fragment of his spirit self to dwell in the heart of man. Spiritually, all men are equal. The kingdom of heaven is free from castes, classes, social levels, and economic groups. You are all brethren.
    Aber in dem Augenblick, in dem ihr die geistige Souveränität Gottes, des Vaters, aus den Augen verliert, wird irgendeine Religion damit beginnen, ihre Überlegenheit gegenüber anderen Religionen zu behaupten; und anstelle von Frieden auf Erden und gutem Willen unter den Menschen werden dann Zwistigkeiten, gegenseitige Beschuldigungen und sogar religiöse Kriege, zum mindesten Kriege zwischen religiösen Eiferern, entstehen.
134:4.8 (1487.5) But the moment you lose sight of the spirit sovereignty of God the Father, some one religion will begin to assert its superiority over other religions; and then, instead of peace on earth and good will among men, there will start dissensions, recriminations, even religious wars, at least wars among religionists.
    Mit freiem Willen begabte Wesen, die sich als Gleiche sehen, es aber versäumen, sich gegenseitig als einer höchsten Souveränität untergeordnet zu betrachten — einer Autorität weit über ihnen — werden früher oder später in Versuchung geraten, ihre Fähigkeit zu erproben, Macht und Autorität über andere Personen und Gruppen zu erlangen. Das Konzept der Gleichheit bringt nie Frieden außer bei allseitiger Anerkennung einer die oberste Kontrolle ausübenden höchsten Souveränität.
134:4.9 (1487.6) Freewill beings who regard themselves as equals, unless they mutually acknowledge themselves as subject to some supersovereignty, some authority over and above themselves, sooner or later are tempted to try out their ability to gain power and authority over other persons and groups. The concept of equality never brings peace except in the mutual recognition of some overcontrolling influence of supersovereignty.
    Die Religionsvertreter von Urmia lebten vergleichsweise friedlich und ruhig miteinander, da sie ihre Vorstellungen von religiöser Souveränität völlig aufgegeben hatten. In geistiger Hinsicht glaubten sie alle an einen souveränen Gott; auf sozialer Ebene ruhte die ganze unantastbare Autorität in den Händen ihres Oberhauptes — Kymboyton. Sie wussten genau, was mit jedem Lehrer geschehen würde, der sich anmaßte, gegenüber seinen Kollegen den Herrn zu spielen. Es kann auf Urantia keinen dauerhaften religiösen Frieden geben, solange nicht alle religiösen Gruppen aus freien Stücken all ihre Vorstellungen von göttlicher Gunst, auserwähltem Volk und religiöser Souveränität aufgegeben haben. Nur wenn Gott der Vater an die höchste Stelle rückt, werden die Menschen religiöse Brüder werden und zusammen in religiösem Frieden auf Erden leben.
134:4.10 (1487.7) The Urmia religionists lived together in comparative peace and tranquillity because they had fully surrendered all their notions of religious sovereignty. Spiritually, they all believed in a sovereign God; socially, full and unchallengeable authority rested in their presiding head—Cymboyton. They well knew what would happen to any teacher who assumed to lord it over his fellow teachers. There can be no lasting religious peace on Urantia until all religious groups freely surrender all their notions of divine favor, chosen people, and religious sovereignty. Only when God the Father becomes supreme will men become religious brothers and live together in religious peace on earth.

5. Politische Souveränität

5. Political Sovereignty

    [Während des Meisters Lehre über die Souveränität Gottes eine Wahrheit darstellt — einzig durch das spätere Auftreten der Religion über ihn unter den Weltreligionen verkompliziert —, hat sich die politische Souveränität, wie er sie darlegte, durch die politische Entwicklung des nationalen Lebens während der letzten neunzehnhundert Jahre gewaltig kompliziert. Zu Jesu Zeit gab es nur zwei große Weltmächte — das Römische Kaiserreich im Westen und das Han-Kaiserreich im Osten — und diese beiden waren durch das Königreich der Parther und andere dazwischen liegende Länder der Kaspischen Region und Turkestans weit voneinander getrennt. Wir haben uns deshalb in der folgenden Darstellung weiter von der Substanz der Urmia-Lehren des Meisters über politische Souveränität entfernt, aber zugleich versucht, die Wichtigkeit solcher Lehren in ihrer Anwendung auf das besonders kritische Stadium der Entwicklung der politischen Souveränität im zwanzigsten Jahrhundert nach Christus zu veranschaulichen.]
134:5.1 (1487.8) [While the Master’s teaching concerning the sovereignty of God is a truth—only complicated by the subsequent appearance of the religion about him among the world’s religions—his presentations concerning political sovereignty are vastly complicated by the political evolution of nation life during the last nineteen hundred years and more. In the times of Jesus there were only two great world powers—the Roman Empire in the West and the Han Empire in the East—and these were widely separated by the Parthian kingdom and other intervening lands of the Caspian and Turkestan regions. We have, therefore, in the following presentation departed more widely from the substance of the Master’s teachings at Urmia concerning political sovereignty, at the same time attempting to depict the import of such teachings as they are applicable to the peculiarly critical stage of the evolution of political sovereignty in the twentieth century after Christ.]
    Es wird solange Krieg auf Urantia geben, wie die Nationen sich an die illusorischen Vorstellungen von unbeschränkter nationaler Souveränität klammern. Es gibt nur zwei Ebenen relativer Souveränität auf einer bewohnten Welt: der geistige freie Wille des einzelnen Sterblichen und die kollektive Souveränität der Menschheit als Ganzes. Zwischen der Ebene des individuellen menschlichen Wesens und der Ebene der gesamten Menschheit sind alle Gruppierungen und Verbindungen relativ, vorübergehend und nur insofern von Wert, als sie der Wohlfahrt, dem Wohlbefinden und dem Fortschritt des Einzelnen und des großen planetarischen Ganzen — des Menschen und der Menschheit — förderlich sind.
134:5.2 (1487.9) War on Urantia will never end so long as nations cling to the illusive notions of unlimited national sovereignty. There are only two levels of relative sovereignty on an inhabited world: the spiritual free will of the individual mortal and the collective sovereignty of mankind as a whole. Between the level of the individual human being and the level of the total of mankind, all groupings and associations are relative, transitory, and of value only in so far as they enhance the welfare, well-being, and progress of the individual and the planetary grand total—man and mankind.
    Die religiösen Lehrer sollten sich immer daran erinnern, dass die geistige Souveränität Gottes Vorrang hat vor allen dazwischentretenden, intermediären geistigen Loyalitäten. Eines Tages werden die zivilen Regierenden lernen, dass die Allerhöchsten die Reiche der Menschen regieren.
134:5.3 (1488.1) Religious teachers must always remember that the spiritual sovereignty of God overrides all intervening and intermediate spiritual loyalties. Someday civil rulers will learn that the Most Highs rule in the kingdoms of men.
    Diese Regentschaft der Allerhöchsten in den Reichen der Menschen geschieht nicht zum besonderen Nutzen einer besonders begünstigten Gruppe Sterblicher. So etwas wie ein „auserwähltes Volk“ gibt es nicht. Die Regierung der Allerhöchsten, der Oberaufseher über die politische Evolution, hat die alle Menschen einbeziehende Aufgabe, das größtmögliche Wohl der größten Zahl auf die längstmögliche Zeit hinaus zu fördern.
134:5.4 (1488.2) This rule of the Most Highs in the kingdoms of men is not for the especial benefit of any especially favored group of mortals. There is no such thing as a “chosen people.” The rule of the Most Highs, the overcontrollers of political evolution, is a rule designed to foster the greatest good to the greatest number of all men and for the greatest length of time.
    Souveränität ist Macht und wächst durch Organisation. Dieses Wachstum der Organisation der politischen Macht ist gut und zweckmäßig, denn es hat die Tendenz, immer größer werdende Teile der gesamten Menschheit zu umfassen. Aber eben dieses Wachstum der politischen Organisationen schafft ein Problem auf jeder Zwischenstufe zwischen der ursprünglichen und natürlichen Organisation der politischen Macht — der Familie — und der endgültigen Erfüllung politischen Wachstums — der Regierung der ganzen Menschheit durch die ganze Menschheit und für die ganze Menschheit.
134:5.5 (1488.3) Sovereignty is power and it grows by organization. This growth of the organization of political power is good and proper, for it tends to encompass ever-widening segments of the total of mankind. But this same growth of political organizations creates a problem at every intervening stage between the initial and natural organization of political power—the family—and the final consummation of political growth—the government of all mankind, by all mankind, and for all mankind.
    Die politische Souveränität, die mit der elterlichen Autorität in der Familiengruppe beginnt, wächst durch Organisation auf Grund der Verflechtung der Familien zu blutsverwandten Sippen, die sich aus verschiedenen Gründen zu Stammeseinheiten — über die Blutsverwandtschaft hinausreichende politische Gruppierungen — zusammenschließen. Und nachher werden die Stämme durch Handel, Geschäftsverkehr und Eroberung zu einer Nation vereinigt, während die Nationen ihrerseits manchmal in einem Großreich zusammengefasst werden.
134:5.6 (1488.4) Starting out with parental power in the family group, political sovereignty evolves by organization as families overlap into consanguineous clans which become united, for various reasons, into tribal units—superconsanguineous political groupings. And then, by trade, commerce, and conquest, tribes become unified as a nation, while nations themselves sometimes become unified by empire.
    Wenn die Souveränität von kleineren auf größere Gruppen übergeht, werden Kriege seltener. Das heißt, kleinere Kriege zwischen kleineren Nationen werden seltener, aber die Möglichkeit größerer Kriege erhöht sich, wenn die die Souveränität ausübenden Nationen immer größer werden. Bald, wenn die ganze Welt erforscht und in Besitz genommen ist, wenn es wenige starke und mächtige Nationen gibt, wenn diese großen und angeblich souveränen Nationen mit den Grenzen aneinander stoßen oder nur Ozeane sie voneinander trennen, dann sind die Voraussetzungen für größere Kriege — weltweite Konflikte — gegeben. So genannte souveräne Nationen können nicht miteinander in Fühlung sein, ohne Konflikte heraufzubeschwören und Kriege auszulösen.
134:5.7 (1488.5) As sovereignty passes from smaller groups to larger groups, wars are lessened. That is, minor wars between smaller nations are lessened, but the potential for greater wars is increased as the nations wielding sovereignty become larger and larger. Presently, when all the world has been explored and occupied, when nations are few, strong, and powerful, when these great and supposedly sovereign nations come to touch borders, when only oceans separate them, then will the stage be set for major wars, world-wide conflicts. So-called sovereign nations cannot rub elbows without generating conflicts and eventuating wars.
    Die Schwierigkeit bei der Entwicklung der politischen Souveränität von der Familie zur ganzen Menschheit liegt im Trägheitswiderstand, der sich auf allen Zwischenstufen bemerkbar macht. Familien haben sich gelegentlich ihrer Sippe widersetzt, während Sippen und Stämme oft die Souveränität des Territorialstaates untergraben haben. Jeder neue Schritt in der Vorwärtsentwicklung politischer Souveränität wird (und wurde immer) erschwert und behindert durch die „Baugerüstphasen“ der vorausgehenden Entwicklungen politischer Organisation. Und dem ist so, weil menschliche Loyalität, wenn sie einmal mobilisiert ist, schwer zu ändern ist. Dasselbe Treueverhältnis, das die Stammesentwicklung ermöglicht, macht die Entwicklung des Über-Stammes, des Territorialstaates, schwierig. Und dieselbe Treue (Patriotismus), die die Entwicklung des Territorialstaates ermöglicht, kompliziert gewaltig die evolutionäre Bildung einer Regierung für die ganze Menschheit.
134:5.8 (1488.6) The difficulty in the evolution of political sovereignty from the family to all mankind, lies in the inertia-resistance exhibited on all intervening levels. Families have, on occasion, defied their clan, while clans and tribes have often been subversive of the sovereignty of the territorial state. Each new and forward evolution of political sovereignty is (and has always been) embarrassed and hampered by the “scaffolding stages” of the previous developments in political organization. And this is true because human loyalties, once mobilized, are hard to change. The same loyalty which makes possible the evolution of the tribe, makes difficult the evolution of the supertribe—the territorial state. And the same loyalty (patriotism) which makes possible the evolution of the territorial state, vastly complicates the evolutionary development of the government of all mankind.
    Politische Souveränität entsteht aus dem Aufgeben der Selbstbestimmung, zunächst durch den Einzelnen in der Familie und dann durch die Familien und Sippen in Beziehung zum Stamm und größeren Gruppierungen. Diese fortlaufende Übertragung von Selbstbestimmung von kleineren an immer umfassendere politische Organisationen erfolgte im Osten seit der Errichtung der Dynastien der Ming und Moguln im Allgemeinen unvermindert. Im Westen geschah dies über tausend Jahre bis zum Ende des ersten Weltkrieges. Dann bewirkte eine unglückselige rückläufige Bewegung durch die Wiederherstellung der untergegangenen politischen Souveränität zahlreicher kleiner Gruppen in Europa vorübergehend eine Umkehrung dieses normalen Laufs der Dinge.
134:5.9 (1488.7) Political sovereignty is created out of the surrender of self-determinism, first by the individual within the family and then by the families and clans in relation to the tribe and larger groupings. This progressive transfer of self-determination from the smaller to ever larger political organizations has generally proceeded unabated in the East since the establishment of the Ming and the Mogul dynasties. In the West it obtained for more than a thousand years right on down to the end of the World War, when an unfortunate retrograde movement temporarily reversed this normal trend by re-establishing the submerged political sovereignty of numerous small groups in Europe.
    Urantia wird sich nicht eher eines dauerhaften Friedens erfreuen, als bis die so genannten souveränen Nationen ihre souveräne Macht einsichtsvoll und vollkommen in die Hände der Bruderschaft der Menschen — der Regierung der Menschheit — gelegt haben. Internationalismus — Völkerbünde — vermögen der Menschheit nie dauernden Frieden zu bringen. Weltweite Staatenbündnisse werden kleinere Kriege wirksam verhindern und die kleineren Nationen genügend unter Kontrolle halten, aber sie werden Weltkriege nicht verhindern, noch die drei, vier oder fünf mächtigsten Regierungen in Schranken halten. Angesichts wirklicher Konflikte wird eine dieser Weltmächte den Völkerbund verlassen und den Krieg erklären. Man kann die Nationen nicht am Kriegführen hindern, solange sie von dem trügerischen Virus nationaler Souveränität befallen sind. Internationalismus ist ein Schritt in die richtige Richtung. Eine internationale Ordnungsmacht wird viele kleinere Kriege verhindern, aber scheitern, wenn es um die Abwendung von Großkriegen, Konflikten zwischen den großen Militärmächten der Erde geht.
134:5.10 (1489.1) Urantia will not enjoy lasting peace until the so-called sovereign nations intelligently and fully surrender their sovereign powers into the hands of the brotherhood of men—mankind government. Internationalism—Leagues of Nations—can never bring permanent peace to mankind. World-wide confederations of nations will effectively prevent minor wars and acceptably control the smaller nations, but they will not prevent world wars nor control the three, four, or five most powerful governments. In the face of real conflicts, one of these world powers will withdraw from the League and declare war. You cannot prevent nations going to war as long as they remain infected with the delusional virus of national sovereignty. Internationalism is a step in the right direction. An international police force will prevent many minor wars, but it will not be effective in preventing major wars, conflicts between the great military governments of earth.
    Je kleiner die Zahl der wirklich souveränen Nationen (der Großmächte) wird, umso mehr nehmen Opportunität und Notwendigkeit einer Menschheitsregierung zu. Wenn es nur noch wenige wirklich souveräne (große) Mächte gibt, müssen sie sich entweder in einen Kampf auf Leben und Tod um die nationale (imperiale) Überlegenheit stürzen, oder aber durch freiwillige Preisgabe gewisser Vorrechte der Souveränität den wesentlichen Kern übernationaler Macht begründen, der als Ausgangspunkt für die wahre Souveränität der ganzen Menschheit dienen wird.
134:5.11 (1489.2) As the number of truly sovereign nations (great powers) decreases, so do both opportunity and need for mankind government increase. When there are only a few really sovereign (great) powers, either they must embark on the life and death struggle for national (imperial) supremacy, or else, by voluntary surrender of certain prerogatives of sovereignty, they must create the essential nucleus of supernational power which will serve as the beginning of the real sovereignty of all mankind.
    Friede wird auf Urantia erst einkehren, wenn alle so genannten souveränen Nationen ihre Macht, Krieg zu führen, in die Hände einer die ganze Menschheit repräsentierenden Regierung gelegt haben. Politische Souveränität liegt in der Natur der Völker der Welt. Wenn alle Völker Urantias eine Weltregierung bilden, haben sie das Recht und die Macht, eine solche Regierung SOUVERÄN zu machen; und wenn eine solche repräsentative oder demokratische Weltmacht Land-, Luft- und Seestreitkräfte kontrolliert, dann können Friede auf Erden und guter Wille unter den Menschen die Oberhand gewinnen — aber nicht eher.
134:5.12 (1489.3) Peace will not come to Urantia until every so-called sovereign nation surrenders its power to make war into the hands of a representative government of all mankind. Political sovereignty is innate with the peoples of the world. When all the peoples of Urantia create a world government, they have the right and the power to make such a government SOVEREIGN; and when such a representative or democratic world power controls the world’s land, air, and naval forces, peace on earth and good will among men can prevail—but not until then.
    Um ein wichtiges Beispiel aus dem neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert heranzuziehen: Die achtundvierzig Staaten des amerikanischen Bundesstaates erfreuen sich seit langem des Friedens. Sie haben keine Kriege mehr untereinander. Sie haben ihre Souveränität an die Bundesregierung abgetreten, und durch das Kriegsschiedsgericht haben sie auf alle Ansprüche auf das trügerische Selbstbestimmungsrecht verzichtet. Zwar regelt jeder Staat seine inneren Angelegenheiten, hat aber nichts zu tun mit auswärtigen Beziehungen, Zoll, Immigration, militärischen Angelegenheiten oder zwischenstaatlichem Handel. Ebenso wenig befassen sich die einzelnen Staaten mit Belangen der Staatsbürgerschaft. Die achtundvierzig Staaten leiden unter Kriegsauswirkungen nur, wenn die Souveränität der Bundesregierung irgendwie auf dem Spiel steht.
134:5.13 (1489.4) To use an important nineteenth- and twentieth-century illustration: The forty-eight states of the American Federal Union have long enjoyed peace. They have no more wars among themselves. They have surrendered their sovereignty to the federal government, and through the arbitrament of war, they have abandoned all claims to the delusions of self-determination. While each state regulates its internal affairs, it is not concerned with foreign relations, tariffs, immigration, military affairs, or interstate commerce. Neither do the individual states concern themselves with matters of citizenship. The forty-eight states suffer the ravages of war only when the federal government’s sovereignty is in some way jeopardized.
    Diese achtundvierzig Staaten haben von den Zwillings-Sophismen der Souveränität und Selbstbestimmung Abstand genommen und erfreuen sich der Ruhe und des zwischenstaatlichen Friedens. In derselben Weise werden die Nationen Urantias in den Genuss des Friedens kommen, wenn sie ihre jeweilige Souveränität bereitwillig einer Weltregierung abtreten — der Souveränität der Bruderschaft der Menschen. In diesem Weltstaat werden die kleinen Nationen ebenso mächtig sein wie die großen, gerade wie der kleine Staat Rhode Island seine zwei Senatoren genauso in den amerikanischen Kongress entsendet wie der volkreiche Staat New York oder der große Staat Texas.
134:5.14 (1489.5) These forty-eight states, having abandoned the twin sophistries of sovereignty and self-determination, enjoy interstate peace and tranquillity. So will the nations of Urantia begin to enjoy peace when they freely surrender their respective sovereignties into the hands of a global government—the sovereignty of the brotherhood of men. In this world state the small nations will be as powerful as the great, even as the small state of Rhode Island has its two senators in the American Congress just the same as the populous state of New York or the large state of Texas.
    Die begrenzte (Staats-)Souveränität dieser achtundvierzig Staaten wurde von Menschen für Menschen geschaffen. Die überstaatliche (nationale) Souveränität des amerikanischen Bundesstaates wurde von den ursprünglichen dreizehn Staaten zu ihrem eigenen Nutzen und zum Nutzen der Menschen geschaffen. Eines Tages wird die übernationale Souveränität der planetarischen Regierung der ganzen Menschheit in derselben Weise von den Nationen zu ihrem eigenen Nutzen und zum Nutzen aller Menschen ins Leben gerufen werden.
134:5.15 (1490.1) The limited (state) sovereignty of these forty-eight states was created by men and for men. The superstate (national) sovereignty of the American Federal Union was created by the original thirteen of these states for their own benefit and for the benefit of men. Sometime the supernational sovereignty of the planetary government of mankind will be similarly created by nations for their own benefit and for the benefit of all men.
    Die Bürger werden nicht zum Nutzen der Regierungen geboren; die Regierungen sind Organisationen, die zum Nutzen der Menschen geschaffen und erdacht werden. Erst das Aufkommen einer Regierung der Souveränität aller Menschen kann die Entwicklung der politischen Souveränität zum Abschluss bringen. Alle anderen Souveränitäten haben relativen Wert, vorübergehende Bedeutung und untergeordneten Rang.
134:5.16 (1490.2) Citizens are not born for the benefit of governments; governments are organizations created and devised for the benefit of men. There can be no end to the evolution of political sovereignty short of the appearance of the government of the sovereignty of all men. All other sovereignties are relative in value, intermediate in meaning, and subordinate in status.
    Mit dem wissenschaftlichen Fortschritt werden die Kriege immer verheerender, bis sie für die Rasse beinahe Selbstmord bedeuten. Wie viele Weltkriege müssen noch ausgefochten werden und wie viele Völkerbünde fehlschlagen, bevor die Menschen willig werden, eine Menschheitsregierung zu errichten, und beginnen, die Segnungen eines permanenten Friedens zu genießen und in Ruhe zu gedeihen dank des guten Willens — des weltweiten guten Willens — unter den Menschen?
134:5.17 (1490.3) With scientific progress, wars are going to become more and more devastating until they become almost racially suicidal. How many world wars must be fought and how many leagues of nations must fail before men will be willing to establish the government of mankind and begin to enjoy the blessings of permanent peace and thrive on the tranquillity of good will—world-wide good will—among men?

6. Gesetz, Freiheit und Souveränität

6. Law, Liberty, and Sovereignty

    Wenn ein einzelner Mensch Freiheit — Unabhängigkeit — begehrt, dann sollte er sich daran erinnern, dass alle anderen Menschen sich nach derselben Freiheit sehnen. Gruppen von solchen freiheitsliebenden Sterblichen können miteinander nicht in Frieden leben, ohne sich Gesetzen, Regeln und Verfügungen unterzuordnen, die jeder Person denselben Freiheitsgrad zugestehen, gleichzeitig aber auch allen ihren Mitmenschen einen ebenso hohen Freiheitsgrad gewährleisten. Wollte ein Mensch absolut frei sein, dann müsste ein anderer ein absoluter Sklave werden. Und die relative Natur der Freiheit ist im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich ebenso wahr wie im politischen. Die Freiheit ist das Geschenk der Zivilisation, das auf der Durchsetzung des GESETZES beruht.
134:6.1 (1490.4) If one man craves freedom—liberty—he must remember that all other men long for the same freedom. Groups of such liberty-loving mortals cannot live together in peace without becoming subservient to such laws, rules, and regulations as will grant each person the same degree of freedom while at the same time safeguarding an equal degree of freedom for all of his fellow mortals. If one man is to be absolutely free, then another must become an absolute slave. And the relative nature of freedom is true socially, economically, and politically. Freedom is the gift of civilization made possible by the enforcement of LAW.
    Die Religion ermöglicht die geistige Verwirklichung der Bruderschaft der Menschen; aber um die mit dem Ziel menschlichen Glücks und menschlicher Leistungsfähigkeit verbundenen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Probleme zu regeln, bedarf es einer Menschheitsregierung.
134:6.2 (1490.5) Religion makes it spiritually possible to realize the brotherhood of men, but it will require mankind government to regulate the social, economic, and political problems associated with such a goal of human happiness and efficiency.
    Es wird so lange Kriege und Kriegsgerüchte geben — eine Nation wird sich gegen die andere erheben — wie die politische Souveränität der Welt aufgeteilt bleibt und zu Unrecht von einer Gruppe von Nationalstaaten beansprucht wird. England, Schottland und Wales bekämpften sich ständig, bis sie ihre jeweiligen Souveränitäten aufgaben und diese auf das Vereinigte Königreich übertrugen.
134:6.3 (1490.6) There shall be wars and rumors of wars—nation will rise against nation—just as long as the world’s political sovereignty is divided up and unjustly held by a group of nation-states. England, Scotland, and Wales were always fighting each other until they gave up their respective sovereignties, reposing them in the United Kingdom.
    Ein weiterer Weltkrieg wird die sogennanten souveränen Nationen lehren, eine Art Föderation zu bilden und damit den Mechanismus zur Verhinderung kleiner Kriege zwischen unbedeutenderen Nationen zu schaffen. Aber globale Kriege wird es solange geben, bis die Regierung der Menschheit gebildet ist. Nichts anderes als globale Souveränität kann globale Kriege verhindern.
134:6.4 (1490.7) Another world war will teach the so-called sovereign nations to form some sort of federation, thus creating the machinery for preventing small wars, wars between the lesser nations. But global wars will go on until the government of mankind is created. Global sovereignty will prevent global wars—nothing else can.
    Die achtundvierzig freien amerikanischen Staaten leben miteinander in Frieden. Unter den Bürgern dieser achtundvierzig Staaten gibt es all die verschiedenen Nationalitäten und Rassen, die in den sich ständig befehdenden Staaten Europas leben. Diese Amerikaner repräsentieren so ziemlich alle Religionen, religiösen Sekten und Kulte der ganzen weiten Welt, und doch leben sie hier in Nordamerika friedlich zusammen. All dies ist dadurch möglich geworden, dass diese achtundvierzig Staaten ihre Souveränität aufgegeben und auf alle Vorstellungen von angeblichen Selbstbestimmungsrechten verzichtet haben.
134:6.5 (1490.8) The forty-eight American free states live together in peace. There are among the citizens of these forty-eight states all of the various nationalities and races that live in the ever-warring nations of Europe. These Americans represent almost all the religions and religious sects and cults of the whole wide world, and yet here in North America they live together in peace. And all this is made possible because these forty-eight states have surrendered their sovereignty and have abandoned all notions of the supposed rights of self-determination.
    Es ist keine Frage der Bewaffnung oder Abrüstung. Ebenso wenig hat die Frage der Aushebung oder des freiwilligen Militärdienstes mit diesen Problemen der Erhaltung eines weltweiten Friedens zu tun. Wenn man starken Nationen jede Form moderner mechanischer Bewaffnung und jede Art Sprengstoff wegnähme, würden sie mit Fäusten, Steinen und Keulen aufeinander losgehen, solange sie sich an die Illusion von einem göttlichen Recht auf nationale Souveränität klammern.
134:6.6 (1490.9) It is not a question of armaments or disarmament. Neither does the question of conscription or voluntary military service enter into these problems of maintaining world-wide peace. If you take every form of modern mechanical armaments and all types of explosives away from strong nations, they will fight with fists, stones, and clubs as long as they cling to their delusions of the divine right of national sovereignty.
    Krieg ist keine große und schreckliche Krankheit der Menschen; Krieg ist ein Symptom, ein Resultat. Die wahre Krankheit ist der Virus der nationalen Souveränität.
134:6.7 (1491.1) War is not man’s great and terrible disease; war is a symptom, a result. The real disease is the virus of national sovereignty.
    Die Nationen Urantias haben nie wirkliche Souveränität besessen; sie haben nie über eine Souveränität verfügt, die sie gegen die Verheerungen und Verwüstungen von Weltkriegen hätte schützen können. Durch die Bildung einer globalen Menschheitsregierung geben die Nationen weniger ihre Souveränität preis, als dass sie tatsächlich eine wirkliche, vertrauenswürdige und dauernde Weltsouveränität ins Leben rufen, die absolut fähig ist, sie vor allem Krieg zu schützen. Lokale Angelegenheiten werden durch lokale Regierungen behandelt werden, nationale Angelegenheiten durch nationale Regierungen und internationale Angelegenheiten durch die globale Regierung.
134:6.8 (1491.2) Urantia nations have not possessed real sovereignty; they never have had a sovereignty which could protect them from the ravages and devastations of world wars. In the creation of the global government of mankind, the nations are not giving up sovereignty so much as they are actually creating a real, bona fide, and lasting world sovereignty which will henceforth be fully able to protect them from all war. Local affairs will be handled by local governments; national affairs, by national governments; international affairs will be administered by global government.
    Der Weltfriede kann weder durch Abkommen, Diplomatie, Außenpolitik, Allianzen und Gleichgewichtspolitik aufrechterhalten werden noch durch irgendein anderes behelfsmäßiges Jonglieren mit der Souveränität der Nationalismen. Ein Weltgesetz muss geschaffen und von einer Weltregierung — der Souveränität der ganzen Menschheit — durchgesetzt werden.
134:6.9 (1491.3) World peace cannot be maintained by treaties, diplomacy, foreign policies, alliances, balances of power, or any other type of makeshift juggling with the sovereignties of nationalism. World law must come into being and must be enforced by world government—the sovereignty of all mankind.
    Der Einzelne wird unter einer Weltregierung weit größere Freiheit genießen. Heutzutage werden die Bürger der Großmächte fast tyrannisch besteuert, reglementiert und kontrolliert, aber von der gegenwärtigen Beeinträchtigung der individuellen Freiheiten wird vieles verschwinden, sobald die nationalen Regierungen gewillt sind, ihre Souveränität, was internationale Angelegenheiten betrifft, in die Hände einer Weltregierung zu legen.
134:6.10 (1491.4) The individual will enjoy far more liberty under world government. Today, the citizens of the great powers are taxed, regulated, and controlled almost oppressively, and much of this present interference with individual liberties will vanish when the national governments are willing to trustee their sovereignty as regards international affairs into the hands of global government.
    Unter einer Weltregierung werden die nationalen Gruppen eine echte Gelegenheit erhalten, die persönlichen Freiheiten einer wahren Demokratie zu verwirklichen und zu genießen. Mit dem Irrtum der Selbstbestimmung wird es zu Ende sein. Dank der globalen Regelung von Geld und Handel wird eine neue Ära weltweiten Friedens anbrechen. Möglicherweise wird sich bald eine globale Sprache entwickeln, und es besteht wenigstens einige Hoffnung, eines Tages auch eine globale Religion zu haben — oder Religionen mit einer globalen Sichtweise.
134:6.11 (1491.5) Under global government the national groups will be afforded a real opportunity to realize and enjoy the personal liberties of genuine democracy. The fallacy of self-determination will be ended. With global regulation of money and trade will come the new era of world-wide peace. Soon may a global language evolve, and there will be at least some hope of sometime having a global religion—or religions with a global viewpoint.
    Die kollektive Sicherheit wird nie Frieden gewähren, solange die Kollektivität nicht die ganze Menschheit umfasst.
134:6.12 (1491.6) Collective security will never afford peace until the collectivity includes all mankind.
    Die politische Souveränität einer repräsentativen Menschheitsregierung wird der Erde dauernden Frieden bringen, und die geistige Bruderschaft der Menschen wird für immer den guten Willen unter allen Menschen sichern. Es gibt keinen anderen Weg, um den Frieden auf Erden und den guten Willen unter den Menschen zu verwirklichen.
134:6.13 (1491.7) The political sovereignty of representative mankind government will bring lasting peace on earth, and the spiritual brotherhood of man will forever insure good will among all men. And there is no other way whereby peace on earth and good will among men can be realized.
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    Nach Kymboytons Tod hatten es seine Söhne außerordentlich schwer, den Frieden an der Fakultät aufrecht zu erhalten. Die Auswirkungen der Lehren Jesu wären viel größer gewesen, wenn die späteren christlichen Lehrer, die sich der Fakultät von Urmia anschlossen, mehr Weisheit an den Tag gelegt und mehr Toleranz geübt hätten.
134:6.14 (1491.8) After the death of Cymboyton, his sons encountered great difficulties in maintaining a peaceful faculty. The repercussions of Jesus’ teachings would have been much greater if the later Christian teachers who joined the Urmia faculty had exhibited more wisdom and exercised more tolerance.
    Der älteste Sohn Kymboytons hatte Abner in Philadelphia um Hilfe gebeten, aber Abner war äußerst unglücklich bei der Auswahl der Lehrer, da diese sich in der Folge als unnachgiebig und kompromisslos erwiesen. Diese Lehrer versuchten, die anderen Glaubensbekenntnisse mit ihrer Religion zu dominieren. Sie vermuteten nie, dass die Vorträge des Karawanenführers, auf die man sich oft bezog, von Jesus selber gehalten worden waren.
134:6.15 (1491.9) Cymboyton’s eldest son had appealed to Abner at Philadelphia for help, but Abner’s choice of teachers was most unfortunate in that they turned out to be unyielding and uncompromising. These teachers sought to make their religion dominant over the other beliefs. They never suspected that the oft-referred-to lectures of the caravan conductor had been delivered by Jesus himself.
    Als das Durcheinander an der Fakultät zunahm, entzogen ihr die drei Brüder die finanzielle Unterstützung und fünf Jahre danach schloss die Schule. Später wurde sie als Mithrastempel wieder eröffnet und brannte schließlich während eines ihrer orgiastischen Feste nieder.
134:6.16 (1491.10) As confusion increased in the faculty, the three brothers withdrew their financial support, and after five years the school closed. Later it was reopened as a Mithraic temple and eventually burned down in connection with one of their orgiastic celebrations.

7. Das einunddreißigste Jahr (25 n. Chr.)

7. The Thirty-First Year (A.D. 25)

    Als Jesus vom Kaspischen Meer heimkehrte, wusste er, dass die Zeit seiner Reisen durch die Welt so gut wie zu Ende war. Er begab sich nur noch einmal außerhalb Palästinas, und zwar nach Syrien. Nach einem kurzen Halt in Kapernaum ging er nach Nazareth, wo er sich einige Tage zu Besuch aufhielt. Mitte April reiste er von Nazareth nach Tyrus ab. Von hier machte er sich nach Norden auf und verweilte einige Tage in Sidon, aber sein Reiseziel war Antiochia.
134:7.1 (1492.1) When Jesus returned from the journey to the Caspian Sea, he knew that his world travels were about finished. He made only one more trip outside of Palestine, and that was into Syria. After a brief visit to Capernaum, he went to Nazareth, stopping over a few days to visit. In the middle of April he left Nazareth for Tyre. From there he journeyed on north, tarrying for a few days at Sidon, but his destination was Antioch.
    Es ist das Jahr der einsamen Wanderungen Jesu durch Palästina und Syrien. Während dieses Reisejahres kannte man ihn in verschiedenen Landesteilen unter verschiedenen Namen: als Zimmermann von Nazareth, als Bootsbauer von Kapernaum, als Schreiber von Damaskus und als Lehrer von Alexandria.
134:7.2 (1492.2) This is the year of Jesus’ solitary wanderings through Palestine and Syria. Throughout this year of travel he was known by various names in different parts of the country: the carpenter of Nazareth, the boatbuilder of Capernaum, the scribe of Damascus, and the teacher of Alexandria.
    Über zwei Monate verbrachte der Menschensohn in Antiochia, arbeitete, beobachtete, studierte, machte Besuche, sprach den Menschen zu und lernte dabei, wie der Mensch lebt, wie er denkt, fühlt und auf die Umwelt seiner menschlichen Existenz reagiert. Während dieser Zeit arbeitete er drei Wochen lang als Zeltmacher. In Antiochia blieb er länger als an irgendeinem anderen auf dieser Reise besuchten Ort. Als der Apostel Paulus zehn Jahre später in Antiochia predigte und seine Anhänger von den Lehren des Schreibers von Damaskus sprechen hörte, ahnte er nicht, dass seine Schüler die Stimme des Meisters selber gehört und seinen Unterweisungen gelauscht hatten.
134:7.3 (1492.3) At Antioch the Son of Man lived for over two months, working, observing, studying, visiting, ministering, and all the while learning how man lives, how he thinks, feels, and reacts to the environment of human existence. For three weeks of this period he worked as a tentmaker. He remained longer in Antioch than at any other place he visited on this trip. Ten years later, when the Apostle Paul was preaching in Antioch and heard his followers speak of the doctrines of the Damascus scribe, he little knew that his pupils had heard the voice, and listened to the teachings, of the Master himself.
    Von Antiochia zog Jesus südwärts die Küste entlang nach Cäsarea, wo er sich einige Wochen aufhielt, bevor er die Küste hinunter nach Joppe weiterwanderte. Von hier ging er landeinwärts nach Jamnia, Aschdod und Gaza. Von Gaza führte ihn sein Weg ins Landesinnere nach Beerscheba, wo er eine Woche lang verweilte.
134:7.4 (1492.4) From Antioch Jesus journeyed south along the coast to Caesarea, where he tarried for a few weeks, continuing down the coast to Joppa. From Joppa he traveled inland to Jamnia, Ashdod, and Gaza. From Gaza he took the inland trail to Beersheba, where he remained for a week.
    Jetzt begab sich Jesus auf seine letzte Wanderung als Privatmensch von Beerscheba im Süden mitten durch Palästina nach Dan im Norden. Auf dieser Reise nach Norden machte er Halt in Hebron, Betlehem (wo er seine Geburtsstätte sah), Jerusalem (ohne Besuch in Bethanien), Beerot, Lebona, Sychar, Sichem, Samarien, Geba, En-Gannim, Endor und Madon; über Magdala und Kapernaum wanderte er nordwärts, ging östlich an den Gewässern von Meron vorbei und gelangte über Karata nach Dan oder Cäsarea-Philippi.
134:7.5 (1492.5) Jesus then started on his final tour, as a private individual, through the heart of Palestine, going from Beersheba in the south to Dan in the north. On this journey northward he stopped at Hebron, Bethlehem (where he saw his birthplace), Jerusalem (he did not visit Bethany), Beeroth, Lebonah, Sychar, Shechem, Samaria, Geba, En-Gannim, Endor, Madon; passing through Magdala and Capernaum, he journeyed on north; and passing east of the Waters of Merom, he went by Karahta to Dan, or Caesarea-Philippi.
    Der ihm innewohnende Gedankenjustierer wies Jesus nun an, die Wohnstätten der Menschen zu verlassen und sich auf den Berg Hermon zu begeben, um hier das Werk der Meisterung seines menschlichen Verstandes zu vollenden und die letzte Anstrengung zur völligen Hingabe an sein restliches Lebenswerk auf Erden zu machen.
134:7.6 (1492.6) The indwelling Thought Adjuster now led Jesus to forsake the dwelling places of men and betake himself up to Mount Hermon that he might finish his work of mastering his human mind and complete the task of effecting his full consecration to the remainder of his lifework on earth.
    Das war einer von den ganz außergewöhnlichen Abschnitten im Erdenleben des Meisters auf Urantia. Ein anderer und sehr ähnlicher war jene Erfahrung, die er allein in den Bergen bei Pella gleich nach seiner Taufe machte. Die Zeit dieser Isolierung auf dem Berg Hermon markierte den Abschluss seines rein menschlichen Werdegangs und bedeutete formal die Beendigung seiner menschlichen Selbsthingabe, während die spätere Isolierung die mehr göttliche Phase der Selbsthingabe einleitete. Sechs Wochen lang lebte Jesus allein mit Gott auf den Hängen des Berges Hermon.
134:7.7 (1492.7) This was one of those unusual and extraordinary epochs in the Master’s earth life on Urantia. Another and very similar one was the experience he passed through when alone in the hills near Pella just subsequent to his baptism. This period of isolation on Mount Hermon marked the termination of his purely human career, that is, the technical termination of the mortal bestowal, while the later isolation marked the beginning of the more divine phase of the bestowal. And Jesus lived alone with God for six weeks on the slopes of Mount Hermon.

8. Der Aufenthalt auf dem Berg Hermon

8. The Sojourn on Mount Hermon

    Nachdem er sich einige Zeit in der Nachbarschaft von Cäsarea-Philippi aufgehalten hatte, deckte sich Jesus mit Vorräten ein, besorgte ein Lasttier und einen Burschen namens Tiglath und ging dann auf der Straße nach Damaskus weiter bis zu einem ehemals Beit Jenn genannten Dorf in den Ausläufern des Bergs Hermon. Hier schlug er um die Augustmitte des Jahres 25 n. Chr. sein Hauptlager auf, ließ seine Vorräte in der Obhut Tiglaths und stieg die einsamen Hänge des Berges hinauf. An diesem ersten Tag begleitete Tiglath ihn noch bis zu einem bestimmten Punkt ca. 2 000 Meter über dem Meeresspiegel, wo sie ein Steinhäuschen errichteten, in das Tiglath zweimal in der Woche Nahrung zu legen hatte.
134:8.1 (1492.8) After spending some time in the vicinity of Caesarea-Philippi, Jesus made ready his supplies, and securing a beast of burden and a lad named Tiglath, he proceeded along the Damascus road to a village sometime known as Beit Jenn in the foothills of Mount Hermon. Here, near the middle of August, A.D. 25, he established his headquarters, and leaving his supplies in the custody of Tiglath, he ascended the lonely slopes of the mountain. Tiglath accompanied Jesus this first day up the mountain to a designated point about 6,000 feet above sea level, where they built a stone container in which Tiglath was to deposit food twice a week.
    Nachdem er Tiglath zurückgelassen hatte, stieg Jesus an diesem ersten Tag nur wenig höher und hielt dann an, um zu beten. Unter anderem bat er seinen Vater darum, seinen Schutzengel zurückzuschicken, um „bei Tiglath zu sein“. Er bat um die Erlaubnis, für seine letzte Auseinandersetzung mit den Realitäten der sterblichen Existenz allein in die Höhe hinaufzugehen, und seiner Bitte wurde stattgegeben. In diese große Prüfung ging er lediglich mit seinem ihm innewohnenden Justierer als Führer und Beistand.
134:8.2 (1493.1) The first day, after he had left Tiglath, Jesus had ascended the mountain only a short way when he paused to pray. Among other things he asked his Father to send back the guardian seraphim to “be with Tiglath.” He requested that he be permitted to go up to his last struggle with the realities of mortal existence alone. And his request was granted. He went into the great test with only his indwelling Adjuster to guide and sustain him.
    Jesus aß während dieser Zeit auf dem Berg nur spärlich, fastete aber höchstens einen bis zwei Tage auf einmal. Die übermenschlichen Wesen, die ihm auf diesem Berg gegenübertraten, mit denen er im Geiste rang und deren Macht er besiegte, existierten wirklich; sie waren seine Erzfeinde im System von Satania; sie waren keine aus der Einbildung geborenen Hirngespinste, die den intellektuellen Phantastereien eines geschwächten und ausgehungerten Sterblichen entsprungen wären, der die Wirklichkeit nicht mehr von den Visionen eines verwirrten Geistes zu unterscheiden vermochte.
134:8.3 (1493.2) Jesus ate frugally while on the mountain; he abstained from all food only a day or two at a time. The superhuman beings who confronted him on this mountain, and with whom he wrestled in spirit, and whom he defeated in power, were real; they were his archenemies in the system of Satania; they were not phantasms of the imagination evolved out of the intellectual vagaries of a weakened and starving mortal who could not distinguish reality from the visions of a disordered mind.
    Jesus verbrachte die letzten drei Augustwochen und die ersten drei Septemberwochen auf dem Berg Hermon. In dieser Zeit beendete er die Aufgabe des Sterblichen, die darin besteht, die Kreise intellektuellen Verstehens und persönlicher Beherrschung zu bewältigen. Während dieser Zeit des Verkehrs mit seinem himmlischen Vater schloss auch der innewohnende Justierer die ihm übertragenen Dienste ab. Das sterbliche Ziel dieses irdischen Geschöpfes war damit erreicht. Es galt jetzt nur noch, die abschließende Phase der Harmonisierung von Verstand und Justierer zu vollbringen.
134:8.4 (1493.3) Jesus spent the last three weeks of August and the first three weeks of September on Mount Hermon. During these weeks he finished the mortal task of achieving the circles of mind-understanding and personality-control. Throughout this period of communion with his heavenly Father the indwelling Adjuster also completed the assigned services. The mortal goal of this earth creature was there attained. Only the final phase of mind and Adjuster attunement remained to be consummated.
    Nach über fünfwöchiger ununterbrochener Verbindung mit seinem Paradies-Vater gelangte Jesus zu absoluter Gewissheit hinsichtlich seiner Natur und seines sicheren Triumphs über die materiellen Ebenen der zeit- und raumgebundenen Persönlichkeitsmanifestation. Er glaubte zutiefst an die Herrschaft seiner göttlichen Natur über seine menschliche Natur und zögerte nicht, diesen Anspruch geltend zu machen.
134:8.5 (1493.4) After more than five weeks of unbroken communion with his Paradise Father, Jesus became absolutely assured of his nature and of the certainty of his triumph over the material levels of time-space personality manifestation. He fully believed in, and did not hesitate to assert, the ascendancy of his divine nature over his human nature.
    Kurz vor dem Ende seines Aufenthaltes auf dem Berg bat Jesus seinen Vater um die Erlaubnis, als der Menschensohn, als Josua ben Joseph mit seinen Feinden von Satania eine Zusammenkunft zu haben. Diesem Ersuchen wurde entsprochen. Die große Versuchung, die Prüfung von universeller Tragweite, fand in der letzten Woche auf dem Berg Hermon statt. Satan (als Vertreter Luzifers) und der rebellische planetarische Fürst Caligastia hielten sich in Jesu Gegenwart auf und wurden ihm gänzlich sichtbar gemacht. Aber diese „Versuchung“, diese abschließende Prüfung menschlicher Loyalität angesichts der Verdrehungen rebellischer Persönlichkeiten hatte weder etwas mit Nahrung, noch mit Tempelzinnen oder anmaßenden Handlungen zu tun. Sie hatte nichts mit den Reichen dieser Welt zu tun, wohl aber mit der Souveränität eines mächtigen und glorreichen Universums. Der Symbolismus eurer Schriften wandte sich an die kindliche Denkweise der rückständigen Zeiten der Welt. Aber spätere Generationen sollten verstehen, welch gewaltigen Kampf der Menschensohn an jenem denkwürdigen Tag auf dem Berg Hermon durchstand.
134:8.6 (1493.5) Near the end of the mountain sojourn Jesus asked his Father if he might be permitted to hold conference with his Satania enemies as the Son of Man, as Joshua ben Joseph. This request was granted. During the last week on Mount Hermon the great temptation, the universe trial, occurred. Satan (representing Lucifer) and the rebellious Planetary Prince, Caligastia, were present with Jesus and were made fully visible to him. And this “temptation,” this final trial of human loyalty in the face of the misrepresentations of rebel personalities, had not to do with food, temple pinnacles, or presumptuous acts. It had not to do with the kingdoms of this world but with the sovereignty of a mighty and glorious universe. The symbolism of your records was intended for the backward ages of the world’s childlike thought. And subsequent generations should understand what a great struggle the Son of Man passed through that eventful day on Mount Hermon.
    Auf die vielen Vorschläge und Gegenvorschläge der Abgesandten Luzifers hatte Jesus nur eine Antwort: „Möge der Wille meines Vaters im Paradies siegen, und mögen die Ältesten der Tage dich, meinen rebellischen Sohn, nach göttlichem Recht richten. Ich bin dein Schöpfer-Vater; ich kann kaum gerecht über dich urteilen, und meine Milde hast du bereits verschmäht. Ich übergebe dich den Richtern eines größeren Universums zur Aburteilung.“
134:8.7 (1493.6) To the many proposals and counterproposals of the emissaries of Lucifer, Jesus only made reply: “May the will of my Paradise Father prevail, and you, my rebellious son, may the Ancients of Days judge you divinely. I am your Creator-father; I can hardly judge you justly, and my mercy you have already spurned. I commit you to the adjudication of the Judges of a greater universe.”
    Zu den von Luzifer eingeflüsterten Kompromissen und Auswegen, zu all den trügerischen Vorschlägen bezüglich der Selbsthingabe in Menschengestalt gab Jesus nur zur Antwort: „Der Wille meines Vaters im Paradies geschehe.“ Und als die schwere Prüfung vorüber war, kehrte der abbeorderte Schutzengel an Jesu Seite zurück und stärkte ihn.
134:8.8 (1494.1) To all the Lucifer-suggested compromises and makeshifts, to all such specious proposals about the incarnation bestowal, Jesus only made reply, “The will of my Father in Paradise be done.” And when the trying ordeal was finished, the detached guardian seraphim returned to Jesus’ side and ministered to him.
    An einem Spätsommernachmittag, von Bäumen umstanden in der schweigenden Natur, gewann Michael von Nebadon die unbestrittene Souveränität über sein Universum. An diesem Tag vollendete er die den Schöpfersöhnen gestellte Aufgabe, auf den evolutionären Welten von Zeit und Raum ein vollwertiges inkarniertes Leben in Menschengestalt zu leben. Diese bedeutende Leistung wurde zwar im Universum erst am Tag seiner Taufe, Monate später, bekannt gegeben, aber geschah wirklich an jenem Tag auf dem Berg. Als Jesus von seinem Aufenthalt auf dem Berg Hermon herunterkam, waren Luzifers Rebellion in Satania und der Abfall Caligastias auf Urantia praktisch beigelegt. Jesus hatte den letzen von ihm verlangten Preis bezahlt, um seine Universums-Souveränität zu gewinnen. Diese enthält in sich die Regelung der Stellung aller Rebellen und bestimmt, dass mit jeder derartigen künftigen Erhebung (sollte sie sich je ereignen) summarisch und wirksam verfahren werden kann. Daraus ersieht man, dass die sogenannte „große Versuchung“ Jesu einige Zeit vor seiner Taufe, und nicht gleich danach, stattfand.
134:8.9 (1494.2) On an afternoon in late summer, amid the trees and in the silence of nature, Michael of Nebadon won the unquestioned sovereignty of his universe. On that day he completed the task set for Creator Sons to live to the full the incarnated life in the likeness of mortal flesh on the evolutionary worlds of time and space. The universe announcement of this momentous achievement was not made until the day of his baptism, months afterward, but it all really took place that day on the mountain. And when Jesus came down from his sojourn on Mount Hermon, the Lucifer rebellion in Satania and the Caligastia secession on Urantia were virtually settled. Jesus had paid the last price required of him to attain the sovereignty of his universe, which in itself regulates the status of all rebels and determines that all such future upheavals (if they ever occur) may be dealt with summarily and effectively. Accordingly, it may be seen that the so-called “great temptation” of Jesus took place sometime before his baptism and not just after that event.
    Als Jesus am Ende seines Aufenthaltes den Berg hinunterstieg, traf er auf Tiglath, der mit Lebensmitteln unterwegs zum Treffpunkt war. Er hieß ihn umkehren und sagte bloß: „Die Zeit der Ruhe ist vorüber; ich muss zu den Angelegenheiten meines Vaters zurückkehren.“ Er war ein schweigsamer und sehr veränderter Mann während ihrer Rückkehr nach Dan, wo er dem Burschen zum Abschied den Esel schenkte. Er ging dann auf demselben Weg, den er gekommen, südwärts weiter nach Kapernaum.
134:8.10 (1494.3) At the end of this sojourn on the mountain, as Jesus was making his descent, he met Tiglath coming up to the rendezvous with food. Turning him back, he said only: “The period of rest is over; I must return to my Father’s business.” He was a silent and much changed man as they journeyed back to Dan, where he took leave of the lad, giving him the donkey. He then proceeded south by the same way he had come, to Capernaum.

9. Die Wartezeit

9. The Time of Waiting

    Der Sommer ging zu Ende und die Zeit des Versöhnungstages und des Laubhüttenfestes nahte. Jesus hatte eine Familienzusammenkunft in Kapernaum über den Sabbat und machte sich am nächsten Tag mit Johannes, dem Sohn des Zebedäus, auf den Weg nach Jerusalem. Sie gingen zum Osten des Sees und dann über Gerasa und weiter das Jordantal hinab. Während Johannes im Wandern mit seinem Gefährten plauderte, nahm er an Jesus eine große Veränderung wahr.
134:9.1 (1494.4) It was now near the end of the summer, about the time of the day of atonement and the feast of tabernacles. Jesus had a family meeting in Capernaum over the Sabbath and the next day started for Jerusalem with John the son of Zebedee, going to the east of the lake and by Gerasa and on down the Jordan valley. While he visited some with his companion on the way, John noted a great change in Jesus.
    Jesus und Johannes übernachteten in Bethanien bei Lazarus und seinen Schwestern und gingen früh am nächsten Morgen nach Jerusalem. Sie, zumindest Johannes, verbrachten fast drei Wochen inner- und außerhalb der Stadt. An manchen Tagen ging Johannes allein nach Jerusalem hinein, während Jesus in den nahen Bergen umherwanderte und oft lange Stunden in geistiger Verbindung mit seinem Vater im Himmel stand.
134:9.2 (1494.5) Jesus and John stopped overnight at Bethany with Lazarus and his sisters, going early the next morning to Jerusalem. They spent almost three weeks in and around the city, at least John did. Many days John went into Jerusalem alone while Jesus walked about over the near-by hills and engaged in many seasons of spiritual communion with his Father in heaven.
    Beide wohnten am Tag der Versöhnung den feierlichen Gottesdiensten bei. Die Zeremonien dieses größten aller Tage im jüdischen religiösen Ritual beeindruckten Johannes tief, aber Jesus blieb ein nachdenklicher und schweigsamer Zuschauer. Dem Menschensohn kam das Ganze erbärmlich und pathetisch vor. Er sah in allem eine Entstellung des Charakters und der Attribute seines Vaters im Himmel. Das Geschehen dieses Tages kam ihm vor wie eine Karikatur der Tatsachen göttlicher Gerechtigkeit und der Wahrheiten unendlicher Barmherzigkeit. Er brannte vor Verlangen, die echte Wahrheit über den liebenden Charakter seines Vaters und dessen erbarmungsvolle Leitung des Universums zu verkündigen, aber sein treuer Mentor warnte ihn, dass seine Stunde noch nicht gekommen sei. An jenem Abend aber ließ Jesus in Bethanien viele Bemerkungen fallen, die Johannes sehr beunruhigten; er verstand die wahre Bedeutung dessen nie ganz, was Jesus an jenem Abend in ihrem Beisein äußerte.
134:9.3 (1494.6) Both of them were present at the solemn services of the day of atonement. John was much impressed by the ceremonies of this day of all days in the Jewish religious ritual, but Jesus remained a thoughtful and silent spectator. To the Son of Man this performance was pitiful and pathetic. He viewed it all as misrepresentative of the character and attributes of his Father in heaven. He looked upon the doings of this day as a travesty upon the facts of divine justice and the truths of infinite mercy. He burned to give vent to the declaration of the real truth about his Father’s loving character and merciful conduct in the universe, but his faithful Monitor admonished him that his hour had not yet come. But that night, at Bethany, Jesus did drop numerous remarks which greatly disturbed John; and John never fully understood the real significance of what Jesus said in their hearing that evening.
    Jesus hatte die Absicht, während der ganzen Woche des Laubhüttenfestes mit Johannes zusammenzubleiben. Das waren die alljährlichen Feiertage für ganz Palästina, es war die jüdische Ferienzeit. Obwohl Jesus an den Vergnügungen des Anlasses nicht teilnahm, war es offensichtlich, dass der Anblick der Jungen und Alten, die sich unbeschwerter Fröhlichkeit hingaben, ihn mit Freude und Zufriedenheit erfüllte.
134:9.4 (1495.1) Jesus planned to remain throughout the week of the feast of tabernacles with John. This feast was the annual holiday of all Palestine; it was the Jewish vacation time. Although Jesus did not participate in the merriment of the occasion, it was evident that he derived pleasure and experienced satisfaction as he beheld the lighthearted and joyous abandon of the young and the old.
    In der Mitte der Feierwoche und ehe die Festlichkeiten zu Ende waren, verabschiedete sich Jesus von Johannes. Er sagte, er wünsche, sich in die Berge zurückzuziehen, wo er besser mit seinem Paradies-Vater in Verbindung treten könne. Johannes hätte ihn gerne begleitet, aber Jesus bestand darauf, dass er für die Dauer der Festlichkeiten bleiben solle, und sagte: „Es wird nicht von dir verlangt, die Last des Menschensohnes zu tragen; nur der Nachtwächter muss wachen, während die Stadt friedlich schläft.“ Jesus kehrte nicht nach Jerusalem zurück. Nachdem er eine Woche einsam in den Bergen bei Bethanien zugebracht hatte, machte er sich nach Kapernaum auf. Auf dem Heimweg hielt er sich einen Tag und eine Nacht lang allein an den Hängen des Berges Gilboa nahe der Stelle auf, wo König Saul sich das Leben genommen hatte. Als er in Kapernaum eintraf, schien er heiterer als beim Abschied von Johannes in Jerusalem.
134:9.5 (1495.2) In the midst of the week of celebration and ere the festivities were finished, Jesus took leave of John, saying that he desired to retire to the hills where he might the better commune with his Paradise Father. John would have gone with him, but Jesus insisted that he stay through the festivities, saying: “It is not required of you to bear the burden of the Son of Man; only the watchman must keep vigil while the city sleeps in peace.” Jesus did not return to Jerusalem. After almost a week alone in the hills near Bethany, he departed for Capernaum. On the way home he spent a day and a night alone on the slopes of Gilboa, near where King Saul had taken his life; and when he arrived at Capernaum, he seemed more cheerful than when he had left John in Jerusalem.
    Am nächsten Morgen ging Jesus zur Truhe, die seine persönliche Habe enthielt und in Zebedäus‘ Werkstatt zurückgeblieben war, legte seine Schürze an und erschien zur Arbeit mit den Worten: „Ich habe zu arbeiten, während ich auf meine Stunde warte.“ Und an der Seite seines Bruders Jakobus arbeitete er mehrere Monate lang in der Bootswerkstatt bis zum Januar des folgenden Jahres. Nach dieser Arbeitszeit mit Jesus gab Jakobus seinen Glauben an Jesu Sendung nie mehr wirklich und gänzlich auf, was für Zweifel auch immer in ihm aufstiegen und sein Verständnis des Lebenswerks des Menschensohnes umwölkten.
134:9.6 (1495.3) The next morning Jesus went to the chest containing his personal effects, which had remained in Zebedee’s workshop, put on his apron, and presented himself for work, saying, “It behooves me to keep busy while I wait for my hour to come.” And he worked several months, until January of the following year, in the boatshop, by the side of his brother James. After this period of working with Jesus, no matter what doubts came up to becloud James’s understanding of the lifework of the Son of Man, he never again really and wholly gave up his faith in the mission of Jesus.
    Während dieser letzten Zeitspanne in der Bootswerkstatt arbeitete Jesus meistens an der Innenausstattung einiger größerer Boote. Er übte sein Handwerk mit großer Sorgfalt aus und schien die Befriedigung menschlichen Gelingens zu empfinden, wenn er eine löbliche Arbeit zu Ende gebracht hatte. Obwohl er wenig Zeit an Kleinigkeiten verschwendete, war er ein sehr gewissenhafter Handwerker, wenn es um das Wesentliche irgendeiner gegebenen Aufgabe ging.
134:9.7 (1495.4) During this final period of Jesus’ work at the boatshop, he spent most of his time on the interior finishing of some of the larger craft. He took great pains with all his handiwork and seemed to experience the satisfaction of human achievement when he had completed a commendable piece of work. Though he wasted little time upon trifles, he was a painstaking workman when it came to the essentials of any given undertaking.
    Im Laufe der Zeit kam in Kapernaum ein Gerücht von einem gewissen Johannes auf, der predigte und Bußfertige im Jordan taufte. Und also predigte Johannes: „Das Himmelreich ist nahe; bereut und lasset euch taufen.“ Jesus hörte sich die Berichte an, derweilen Johannes von der Jerusalem zunächst gelegenen Furt des Flusses langsam das Jordantal hinaufzog. Aber er arbeitete an den Booten weiter, bis Johannes auf seinem Weg flussaufwärts im Januar des nächsten Jahres (26 n. Chr.) einen Ort bei Pella erreicht hatte. Da legte er mit den Worten „Meine Stunde ist gekommen“ seine Werkzeuge nieder und erschien bald darauf bei Johannes, um sich taufen zu lassen.
134:9.8 (1495.5) As time passed, rumors came to Capernaum of one John who was preaching while baptizing penitents in the Jordan, and John preached: “The kingdom of heaven is at hand; repent and be baptized.” Jesus listened to these reports as John slowly worked his way up the Jordan valley from the ford of the river nearest to Jerusalem. But Jesus worked on, making boats, until John had journeyed up the river to a point near Pella in the month of January of the next year, A.D. 26, when he laid down his tools, declaring, “My hour has come,” and presently presented himself to John for baptism.
    Aber eine gewaltige Veränderung war mit Jesus vorgegangen. Von all den Menschen, die er zu der Zeit, als er kreuz und quer durch das Land zog, mit seinen Besuchen und seiner Zuwendung erfreut hatte, erkannten später nur wenige in dem öffentlichen Lehrer dieselbe Person, die sie in früheren Jahren als Privatmensch gekannt und geliebt hatten. Es gab allerdings einen Grund dafür, weshalb die einst derart Begünstigten ihn in seiner späteren Rolle als öffentlicher Lehrer voller Autorität nicht wieder erkannten: Über lange Jahre war die Umwandlung von Verstand und Geist in ihm fortgeschritten und kam während des denkwürdigen Aufenthaltes auf dem Berg Hermon zum Abschluss.
134:9.9 (1495.6) But a great change had been coming over Jesus. Few of the people who had enjoyed his visits and ministrations as he had gone up and down in the land ever subsequently recognized in the public teacher the same person they had known and loved as a private individual in former years. And there was a reason for this failure of his early beneficiaries to recognize him in his later role of public and authoritative teacher. For long years this transformation of mind and spirit had been in progress, and it was finished during the eventful sojourn on Mount Hermon.



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